Autor Willy Knüsel
Im Grossraubüro ist es oft schwierig, die Aufmerksamkeit ganz auf eine Sache zu lenken. Unkonzentriertheit schleicht sich ein und kann schnell zur schlechten Gewohnheit werden. Das muss nicht sein.
Konzentration heisst, sich zu sammeln, die Aufmerksamkeit willentlich für eine Weile auf eine Sache zu lenken und sie zu binden – und alles andere zu ignorieren. Wenn Sie sich konzentrieren, sind Sie weder mit halbem Ohr am Nebentisch, noch hängen Sie in Gedanken dem vorherigen Gespräch nach. Sie erwarten weder einen Anruf, noch sind Sie im Geist bereits beim nächsten Anlass.
Eine Frage des Trainings
Konzentration ist vor allem eine Frage des geistigen Trainings. Ein untrainierter Geist wird im Buddhismus mit einem aufgeregten Affen verglichen, der sich wild schreiend von Ast zu Ast schwingt. Wie kann dieser Affe gezähmt werden, damit er ruhig in die Richtung schwingt, in die wir ihn haben wollen? Oft beruht mangelnde Konzentration ganz einfach auf Nachlässigkeit. Die geistige Disziplin fehlt, und es gilt, sich bessere Verhaltensweisen anzutrainieren. Keine leichte Sache! Doch es ist lernbar. Bisweilen stehen wir uns mit übertriebenen Ansprüchen auch selbst im Weg. Wir glauben, wir müssten ohne Pause durcharbeiten und uns selbst in der Unruhe des Grossraumbüros vertieft konzentrieren können.
Was Konzentration erschwert
Was stört unsere Konzentration? Am Arbeitsplatz sind es oft akustische Beeinträchtigungen: Gespräche, Geräusche und Lärm. Wer in offenen Räumen arbeiten muss weiss, wie unangenehm Gespräche in der Nähe sind. Selbst wenn geflüstert wird, spitzt nicht nur ein Hund, sondern auch der Mensch unwillkürlich die Ohren. Auch das Klingeln von Telefonen oder die Geräusche des Kopierers sowie Hintergrundlärm – selbst gedämpft – beeinträchtigen die Konzentration viel stärker als gemeinhin angenommen. Des weitern erschwert Müdigkeit gute Konzentration. Erwachsene können sich über etwa 20 bis 45 Minuten konzentrieren. Bei sehr anspruchsvoller Arbeit ermüdet der Geist allerdings schon früher und braucht ein kurzes Innehalten.
Konzentrationskiller
Ein unterschätzter Konzentrationskiller sind Unterbrechungen. Wenn die Kopfarbeit durchs Telefon oder durch einen Kollegen, der kurz hereinschaut, gestört wird, wird der Denkfluss unterbrochen und die Inhalte im Kurzzeitgedächtnis werden gelöscht. Je anspruchsvoller die Arbeit ist, umso länger dauert es, bis nachher der Faden wieder aufgenommen werden kann.
Der wohl grösste Konzentrationskiller ist jedoch die innere Unruhe. Warum?
Schon bei leichter Anspannung – und bei Stress erst recht – ist der Organismus im Alarmzustand. In diesem Zustand ist die Aufmerksamkeit nach aussen auf die vermeintliche Bedrohung gerichtet. Der Geist ist gleichsam auf dem Sprung und wir sind bei Anspannung leicht ablenkbar. Unter dem Einfluss der Stresshormone sind wir gierig nach neuer Information. In diesem Alarmzustand ist es deshalb schwierig, den Fokus nach innen zu richten, sich zu sammeln und die Aufmerksamkeit auf etwas anderes als die vermeintliche Bedrohung zu lenken. Vor der anspruchsvollen Aufgabe noch rasch die E-Mail checken oder einen Telefonanruf erledigen statt sich zu entspannen, sind in diesem Zustand typische Verhaltensweisen, die die innere Unruhe noch verstärken, statt sie abzubauen.
Selbstbeobachtung nötig
Was stört Ihre Konzentration? Wie sind Ihre Konzentrationsgewohnheiten? Wie lässt sich die Konzentration verbessern? Um diese Fragen zu beantworten, gilt es, sich zunächst einmal öfter beim eigenen Tun zu beobachten – ganz neutral und ohne zu werten. Beobachten Sie sich so, wie ein Elefantenforscher das Verhalten seiner Dickhäuter erfasst. Durch häufige Beobachtung nehmen Sie wahr, was Sie daran hindert, aufmerksam bei einer Sache zu bleiben. Sie erkennen auch, wann und wo sich Konzentration problemlos einstellt oder wie wichtig ein wacher Kopf sowie innere und äussere Ruhe sind.
Geist «busy» halten
Für gute Konzentration benötigt der Geist erstens eine konkrete Anweisung und zweitens herausfordernde Vollbeschäftigung. Der Vorsatz «ich will mich jetzt besser konzentrieren» reicht in der Regel nicht aus. Unser Geist muss ganz konkret wissen, was es tun gibt und wie es angegangen werden soll. Und vor allem muss er bis zur Pause derart intensiv beschäftigt werden, dass ihm für Ablenkungen gar keine Zeit mehr bleibt. Wie wär’s mit folgendem Beispiel: «Ich will diesen Artikel innert fünf Minuten nochmals durchlesen und mir die wichtigsten Punkte einprägen, sodass ich sie morgen meinem Kollegen erzählen kann?»
Probieren Sies unbedingt aus. Sie werden ein kleines Erfolgserlebnis haben, denn Sie werden erkennen, wie Sie durch das Nahziel nach dem Lesen sehr viel mehr wissen. Und wenn Sie Ihren Geist mit dem Affen im Baum vergleichen, werden Sie konstatieren, dass er sich ruhig und gekonnt in die Richtung schwingt, in die Sie ihn haben wollen.
Möchten Sie zu diesem Thema mehr erfahren, dann lesen Sie das Buch von Verena Steiner «Sich besser konzentrieren heisst …»
Ich möchte mein Zeitmanagement und meine Arbeitsorganisation verbessern.